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Montag, 27. August 2007

Keine Rotfront bei IKEA

Eigentlich möchte ich einen Eintrag schreiben, der bei Google unter "IKEA Lieferung frei Haus Sprengstoffgürtel Geiselnahme Massaker" auftaucht - aber wahrscheinlich ist mein Blog bei Google noch nicht mal aus der Sandbox raus, so dass ich auch die ganze Leidensgeschichte erzählen kann:

Im März habe ich meine Küche renoviert und wollte es (mit finanzieller Unterstützung des Vermieters) mal so richtig krachen lassen: also bei IKEA in Heerlen durchgehende Eiche-Vollholz-Arbeitsplatte und Faktum-Schränke mit Hochglanz-roten Abstrakt-Fronten sowie solch luxuriöse Gimmicks wie eine Dunstabzugshaube gekauft … dachte ich.
Die rote Schranktüren und die Abzugshaube waren nämlich nicht vorrätig. Mir wurde aber angeboten, sie frei Haus nach Aachen zu liefern, das werde maximal drei Wochen dauern. Bezahlen musste ich aber schon im Voraus, da wegen Bankkarteninkompatibilitäten (tolles vereintes Europa!) irgendwie keine getrennte Rechnung mehr geschrieben werden konnte.

Drei Wochen später war natürlich nichts passiert. Leider gibt es bei IKEA online keine Kontaktformular, keine Emailadresse, und die Hotline hat ein sprachgesteuertes Menü – niederländisch, versteht sich. Als Nicht-Autobesitzer habe ich mir also ein Lift nach Heerlen organisiert um dort dann zu erfahren, das IKEA Heerlen mit der Sache nichts mehr zu tun hat, sondern die Sachen jetzt bei einer Spedition in Eindhoven liegen. Da meine Telefonnummer falsch notiert worden war, konnten die mich natürlich nicht erreichen. Diesen Misstand hat IKEA trotz Zusage nicht behoben, sodass erst ein Brief der Spedition mir deren Telefonnummer verriet und Kommunikation möglich wurde.

Von Lieferung war da aber noch nicht die Rede – man werde sich melden, wenn die Sachen zur Lieferung bereit stünden. Wochen vergingen und als ich schließlich fast täglich in Eindhoven anrief (das ging im Unterschied zur IKEA-Hotline auch mit Billig-Vorwahl), wurde mir endlich die Abzugshaube geliefert. Die roten Frontplatten sollten baldmöglichst nachkommen…
Da ich von van Spreuvel aus Eindhoven nie wieder was gehört habe, wäre es da schon längst Zeit gewesen zu fragen "Where's Bud Spencer When You Need Him?". Ich bin aber schließlich wieder nach Heerlen (dank sei all den verständnisvollen Fahrzeughaltern in meinem Freundeskreis) gefahren. Die Damen am Serviceschalter gaben sich sichtlich geschockt, dass ich schon drei Monate nichts geliefert bekommen hatte und veranlassten einen Suchauftrag bei der IKEA-Zentrale. Mir wurde sogar eine Telefonummer gegeben, wo ich mich notfalls erkundigen könne, aber innerhalb von Wochenfrist werde alles geklärt sein.

10 ruhige Tage später rief ich dann doch mal die Nummer an und hatte richtige Menschen am Apparat, keinen Sprachroboter und kein indisches Callcenter! Die Suchstelle war so klein und persönlich, dass sogar die wichtige Person in Mittagspause war und mich nach ½ Stunde tatsächlich zurückrief (also hatten sie meine Telefonnummer) und versprach, mir bis Ende der Woche einen definitiven Liefertermin zu nennen. Von so viel Aktionismus regelrecht überrollt, war ich sicher: jetzt bewegt sich was. Leider begann langsam die Ferienzeit, und aus Italien mit deutschem Handy nach Holland zu telefonieren war mir etwas zu dekadent, man hätte mich aber problemlos erreichen können. Wieder in Aachen rief ich dann noch zweimal bei der zentralen Suchstelle an. Leider hatte die sich inzwischen in ein Callcenter verwandelt, wo mir jedes Mal teilnahmslose Studentenjobber versicherten, ich würde in den folgenden Tagen zurückgerufen.

Dass das nie passierte, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen. Also habe ich mir wieder ein Auto organisiert, um nach Heerlen zu fahren. Leider reichte die Zuladung nicht, um die Tsar-Bombe, die ich vom BotB noch im Keller habe, zu Ikea zu schaffen, und die Bauanleitung für den Sprengstoffgürtel habe ich mangels Arabisch-Kenntnisse nicht verstanden…wo sind die technischen Redakteure, wenn man sie braucht?! Ich habe es aber auch so geschafft, den Servicekräften bei IKEA zu verklickern, dass ich diesmal nur mit Schranktüren oder mit Geld den Laden verlassen würde.
Die roten Türen hatten sie natürlich nicht da, die könne man aber bestellen, die seien in einem Zentrallager in Dortmund. Nein, bestellt wird nicht mehr. Ich könne einen Gutschein bekommen. Nix da, Geld oder Türen, oder eine Kombination aus beidem. Aber das sei ja schon über 5 Monate her. Ja, weil mich hier alle Leute dauernd verarscht haben! (was heißt das auf Holländisch?) 2 Stunden, 3 Warteschlangen und 7 IKEA-Mitarbeiter später hatte ich dann schließlich meine Türen, sogar in Hochglanz – aber weiß. Ich glaube inzwischen, diese roten Frontplatten für die Küchenschränke gibt es gar nicht – na ja, vielleicht bei IKEA Belgien. Egal. Blöd nur, dass Aachen auf der Leeseite von Heerlen liegt – wir würden die Falloutwolke ja voll abbekommen.

Hier also nun die empirisch ermittelten 5 Tipps für IKEA-Kunden:

  1. Kaufe niemals bei IKEA ein

  2. Falls doch, lass dir niemals etwas von IKEA liefern

  3. Falls doch, zahle nie im voraus

  4. Falls doch, halte einige Zentner Kunstdünger und Zucker sowie Zündkapseln bereit

  5. Besser noch: kapere ein Raketen-U-Boot der Ohio-Klasse. Die 192 Thermonuklearsprengköpfe an Bord sollten reichen, um sämtliche IKEA-Filialen und –Lager in Europa auszuschalten. Die U-Boote ankern hier und hier.