Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! Jetzt klicken &handeln! Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

Freitag, 7. September 2007

Als die Apartheid noch salonfähig war...

Die Programmdirektoren der ARD fördern so manch unentdecktes Juwel der Filmgeschichte zutage, so gestern Nacht, als sie "Die Verdammten der Blauen Berge" zeigten. Das ist ein Film aus der guten alten Zeit (1964), als man sich erst die Drehorte im Reiseführer aussuchte und dann eine Handlung plante (oder auch nicht) - also in etwa das Prinzip von Traumschiff. Auch der Cast war ein Who-is-Who der B-Movie-Darsteller, die alle dringend adoptiert werden müssten, wenn sie noch lebten: Lex Barker, Dietmar Schönherr, Ronald Fraser … mehrfache Tarzan-Anspielungen konnte sich der Drehbuchschreiber ob seines Hauptdarstellers auch nicht verkneifen.

Dass der Film tatsächlich on location in Südafrika gefilmt war, hielt mich denn doch vor der Glotze.
Der Plot war ungefähr so: Amerikanischer Privatdetektiv (Tarzan, …äh Barker) wird von südafrikanischem Millionär, der sich bedroht fühlt, als Leibwächter nach Kapstadt geholt. Der P.I. sucht dann den Mörder, alle Bösewichte sterben, und nach getaner Arbeit heiratet er die hübsche Sekretärin des Millionärs - der übrigens auch tot ist, weil er auch Dreck am Stecken hatte (was auch sonst, schließlich war er als deutscher Kriegsgefangener nach Südafrika gekommen).

Aber wie gesagt, das ist nur das Gerüst, um eine Sightseeing-Tour durch das Western Cape zu organisieren. Oder wie soll man sich sonst erklären, das die Fahrt vom D.F. Malan Airport (heute Cape Town International) durch den Coon Carnival führt, ihren Höhepunkt in einer Verfolgungsjagd auf der Küstenstraße an den zwölf Aposteln findet, um dann schließlich in der Millionärsvilla in Kirstenbosch zu enden - so was nenne ich Umweg!

Abends muss der Detektiv erstmal eine verruchte Bar im District Six (ja, den gab's da noch) besuchen, vor der Tür versucht man ihn dann umzubringen - warum da ein Bootsteg ist, fragt man sich vergeblich. Genauso vergeblich fragt man sich, warum die Bösewichte immer in ausweglose Situationen flüchten.
Denn natürlich führt dann eine Spur nach Outshoorn, wo ein Verdächtiger ausgerechnet Straußenfarmer ist (er hätte ja nach der Tat in zwei Stunden Autofahrt von Kapstadt flüchten können, das sind ja auch nur 350km Luftlinie…). Der eigentliche Verdächtige ist dann einer der farbigen Boys, der auch sofort abhaut - und natürlich in die Cango-Höhle flüchtet. So Tropfsteinhöhlen mit nur einem Ausgang sind halt der beste Weg, um einem Verfolger zu entkommen. Das ist übrigens der größte Auftritt eines Farbigen oder Schwarzen, die sonst wie bei Traumschiff nur als Nicknegerchen im Bildhintergrund auftauchen.
Da noch nicht genug exotische Kulissen zu sehen waren, muss noch eine Schlüsselperson im Krügerpark besucht werden, und zwar nicht irgendwo, sondern gleich im Mala Mala Game Reserve. Der gesuchte Mann wird natürlich vom Löwen angefallen und kann dem Helden (der ganz un-tarzan-artig den Löwen erschossen hat) im Sterben noch des Rätsels Lösung ins Ohr flüstern. So kommt man, wieder in Kapstadt, dem Haupt-Mörder Dietmar Schönherr auf die Spur, dessen kriminelles Genie ihn sofort in die Seilbahn zum Tafelberg flüchten lässt. Zwar nicht die beste Wahl, aber für Ortskundige gäbe es da schon ein paar Fluchtwege. Da diese aber nicht so spannende Blicke auf Kapstadt bieten muss der Böse natürlich versuchen, die Nordflanke (500m Steilwand) hinunterzuklettern, wobei er dann selbstverständlich abstürzt.

Ach, müssen das schöne Zeiten gewesen sein, als man Zuschauer noch mit exotischen Schauplätzen über langweilige Plots, Logikfehler und stereotype Schauspielleistungen hinwegtrösten konnte, als die Rassentrennung in der freien Welt noch Gang und Gäbe war und man noch ungeniert Äpfel aus Südafrika essen konnte.

Keine Kommentare: