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Dienstag, 12. Juni 2007

Vortragsreihe Datenschutz IV: Sicher im Netz 1

Nirgendwo kann man so freizügig Daten sammeln wie im Internet. Dort greifen technische Möglichkeiten und Unbedarftheit der Nutzer perfekt ineinander. Viele Leute kümmern sich sowieso nicht um Datenschutz und stellen komplette Profile mit Anschriften, Photos, persönlichen Vorlieben auf YouTube, MySpace, Blogger, StudiVZ, der eigenen Homepage oder sonst wo online.
Solche Selbstdarstellungen sind inzwischen beliebte Informationsquellen für Adresshändler, Geheimdienste und zukünftige Arbeitgeber, so dass man sich schon überlegen sollte, diese ein wenig zu anonymisieren. Aber auch dabei muss man sorgfältig vorgehen. Legt z.B. jemand ein Blog unter Pseudonym an und verlinkt dann auf die eigene Homepage, um z.B. Bilder einzubinden, so lässt sich anhand des Domainnamens über Denic und ähnliche Dienste direkt Name und Adresse herausbekommen. Damit kann man dann fröhlich Google füttern, um weitere Daten über die Person zu bekommen, sich die Wohngegend über Google Earth anzuschauen und demnächst auch das Haus, den Vorgarten und die davor geparkte Autos über Google StreetView. Benutzt nun die Person das gleiche Pseudonym mehrfach, so lässt sich wieder mittels Suchmaschinen nach Sachen suchen (Forenbeiträge, Wikipediabeiträge etc.), die die Person lieber anonym ins Netz stellen wollte. Es ist also u. U. für jedermann möglich, in Minutenschnelle ein umfassendes Persönlichkeitsprofil der Person zu erstellen. Das muss zwar nicht stimmen (vielleicht gibt es ja andere, die zufällig das gleiche Pseudonym benutzen), kann aber unserer Person den Arbeitsvertrag oder den Kredit kosten.
Spätestens mit der zusätzlichen Nutzung kommerzieller Dienste lässt sich das Profil noch mal deutlich verdichten: für Geld kann man an fast alle Informationen zu einer Person kommen, die öffentlich und/oder legal verfügbar sind (Kauf von Adress- und Kundendaten, Bildern von Wohngegenden, Schufa-Auskunft etc.).
Also was tun im Internet?

  • Pseudonyme benutzen
    und zwar nach Möglichkleit verschiedene, damit nicht mit einer blöden Google-Suche sämtliche Blog-Kommentare, Forenbeiträge, Profilseiten und ähnliches zu Tage treten. Wer mit seinen Pseudonymen durcheinander kommt bzw. sich nicht mehr merken kann, wo welche Informationen preisgegeben werden, sollte sich das aufschreiben - aber nicht im PC sondern auf einem altmodischen Papier: Papierviren und -trojaner sind bisher nicht bekannt.

  • Unterschiedliche Passwörter benutzen
    sonst kann jemand, der ein Passwort erraten/geknackt hat auch an alle anderen Daten ran. Die Passwörter übrigens - wenn überhaupt - nur auf Papier notieren. Eine Datei "passwords.txt" im "Eigene Dateien"-Ordner ist ein gefundenes Fressen für jeden Kleinkinder-Trojaner.

  • Verschiedene Email-Adressen benutzen
    Zwei sind Minimum: eine seriöse à la vorname.name@meine-offizielle-seite.de und eine kryptische bei einem Freemailer à la yxz123@gmx.de, die man dann für Anmeldungen bei Blogger etc. verwenden kann.
    Wichtig ist bei der kryptischen Adresse, dass man auch beim Anmelden möglichst falsche Angaben macht, weil die Freemailer ihre Daten wiederum zum Marketing nutzen und auch eine Weitergabe an Dritte nicht auszuschließen ist. Allerdings muss man da auch vorsichtig sein, so erfordert freenet.de z.B. die Angabe einer Telefonnummer, die auch prompt nach der Anmeldung angerufen wird. Andere (z.B. GMX) überprüfen wenigstens bei der Eingabe die Adresse auf Gültigkeit - echte Kombinationen aus Adresse und Postleitzahl lassen sich aber leicht finden.

  • Mitteilsamkeit einschränken
    Generell sollte man ständig überlegen, wie viel man von sich wo preisgeben möchte. Dabei sollte man immer die im Hinterkopf haben, dass Dinge, die einmal online gestellt werden, möglicherweise nie wieder aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen werden können, auch wenn man selber seinen Blogbeitrag oder sein Urlaubsvideo später löscht: andere Leute können die Inhalte inzwischen gespeichert oder auf ihre eigenen Seiten bereitgestellt haben, Backup-Funktionen von Webservern und Foren können Kopien gespeichert haben, Nationalbibliotheken arbeiten daran, das ganze Web zu archivieren (hier und hier) und schließlich weiß niemand, wann der Google-Cache gelöscht wird.
Auch wenn man sehr vorsichtig ist mit dem, was man absichtlich im Internet preisgibt, hinterlässt man ständig enorme Datenspuren. Warum das so ist und was man dagegen tun kann, das gibt es im kommenden Teil.

5 Kommentare:

daniel hat gesagt…

Alles Wissenswerte so kompakt und verstänlich wie möglich präsentiert! Und zumindest der noch mittelmäßig Paranoide bzw Informierte erhält noch Tips und Anregungen für das eigene Verhalten. Folglich volle Punktzahl! 10

Julius Firefly hat gesagt…

Für mich war nicht wirklich viel dabei...
Unterschiedliche Pseudonyme? Check.
Unterschiedliche Passworte? Check.
Kryptische Angaben? Check.
Überlegtes Vorgehen? Das kann ich mir nicht erlauben.

Trotzdem gute Übersicht. (7)

Buttercup hat gesagt…

Naja, auch für mich war die Ausbeute nicht soooo riesig. Zwar beachte ich nicht alle der Tipps, aber bekannt sind sie mir.

Trotzdem ist es gut, auch solche Tipps im Netzt stehen zu haben. Deswegen gibts Servicepunkte, und deren gleich 8!

frank-rock hat gesagt…

Hmm, nee also ich will ja heute echt nicht den Miesmacher raushängen lassen, aber das ist mir doch arg paranoid und konsturiert.
Ich bekomme also keinen Kredit, weil die bei easycredit merken mit welchen Pseudonymen ich bei starcraft.de gegen das deutsche Kapital gewettert habe?
Das sich mein zukünftiger Arbeitgeber (nein Jan, ich möchte keinesfalls kündigen und habe auch nichts neues!) meinen Blog oder meine HP anguckt, die ich in der Signatur angebe, dass möchte ich im Zweifelsfall ja sogar, aber dass Karlchen Müller nicht bei BMW genommen wird, weil er irgendwo mal als KM the Dominator gepostet hat, dass Audi die besten Autos mache, ist lächerlich.

Dann vielleicht noch was zur PayBack Karte. Natürlich ist das grober Unfug sowas ständig zu machen, aber auch das geht sinnvoll. Ich benutze z.B. seit Längerem die meiner Schwester bei der ARAL Tanke an der wir regelmässig den LKW volltanken. Sonst nie. Das gibt bestimmt ein lustiges Profil. Wieso ich das nicht tun sollte leuchtet mir nicht ein.

Ergebnis: 7 Punkte und ich ändere sofort alle meine Passwörter ;-)

thåden hat gesagt…

wirklich wichtig: mitteilsamkeit einschränken +++ 9 punkte +++ stopp