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Freitag, 21. September 2007

Grundkurs Physik für Spiegel-Redakteure

Wie aktuell in SpOn berichtet wird, hat Großbritannien zu viel Plutonium. Was an sich noch nicht so interessant wäre, könnte man daraus nicht tausende von Atombomben bauen - und schon ist es ein Thema für dieses Blog. Und woher haben die Briten all das Plutonium? SpOn weiß es:


Plutonium entsteht, wenn Uran wiederaufbereitet wird, um dieses wieder nutzbar zu machen.

Aber warum, liebe Redaktion, will dann jeder aufstrebende Schurkenstaat einen Atomreaktor haben und nicht bloß eine Wiederaufbereitungsanlage?
Der Grund ist einfach: Plutonium entsteht nicht bei der Wiederaufbereitung, sondern im Reaktor aus Uran 238 durch Neutroneneinfang. Die Wiederaufbereitung trennt bloß die verschiedenen Elemente aus den alten Brennstäben heraus, damit man das verbliebene Uran erneut anreichern und in den Reaktor stecken kann. Natürlich bleiben auch alle Spaltprodukte fein säuberlich sortiert übrig, also auch Plutonium. Das ist aber bei normalem Reaktorbetrieb nicht mal sofort waffentauglich (das Isotopen-Verhältnis ist ungünstig).
Die einfache Rechnung 100t/6 kg pro Bombe = 16700 Bomben mag also für eine knackige Überschrift reichen. Der islamistische Terrorist, der mal eben in das englische Plutoniumlager spaziert, hat davon aber nicht viel.
Es sei denn es ist der Reiter der kleinen schäubleschen Apokalypse, denn für eine Dirty Bomb ist das Isotopenverhälnis recht egal. Aber warum in die Ferne schweifen: in Gorleben gibt's eine große Lagerhalle voller Betonbehälter mit hochradioaktivem Mist.
Und was ist überhaupt mit den Franzosen? Die nutzen die Kernenergie viel ausgiebiger. Wo ist deren Plutonium? Und was ist mit den Banlieues voller potentieller Gotteskrieger? Und mit den offenen Grenzen dank Schengen? Sollten wir da nicht viel mehr Angst haben?
Also, liebe Spiegel-Redaktion, ihr habt nicht nur das mit der Kernphysik vergeigt, sondern auch die Gefahr an der falschen Stelle ausgemacht. Schämt euch was!

3 Kommentare:

Julius Firefly hat gesagt…

Paßt genau ins Klima. UK gehört zur Achse des Bösen, an Platz Drei hinter USA und Israel. Und solche Artikel nennen sich Meinungsmache.
SpOn-Leser wissen mehr oder weniger.

Enzo hat gesagt…

Man kann aus Plutonium aber nicht nur Bomben basteln, sondern auch MOX (Mischoxid Brennstäbe) und das machen dann Franzosen und Britten hautpsächlich. Und um dich aufzuklären - das Radioaktive Material wird in Gorleben nicht in Beton, sondern in Guseisen/Graphit-behältern gelagert.

Henry K. Duff hat gesagt…

Das Plutonium, was wieder als Spaltstoff in die Reaktoren wandert, sollte aber niemanden stören, da es dort eben gespalten wird. Sorge bereitet wohl eher das Plutonium, was nicht wieder in den Brennstoffkreislauf zurückgeführt wird, sondern irgendwo rumliegt (sonst wären die von SpOn ja noch dümmer).

Was die Castoren angeht, hast du natürlich recht: das mit dem Beton war salopp und unpräzise. Wär ja auch eine doofe Werkstoffwahl von wegen Wärmeleitung und Versprödung. Nein, nein, hier kommt spezielles Gußeisen zum Einsatz mit 3,6% Kohlenstoff-Anteil. Dazu eine Graphit-Schicht, Polyethylen-Moderatorstäbe, ein Tragkorb aus Bor-legiertem Stahl, und nicht zu vergessen die Glaskokillen bei der HAW-Ausführung, in die die nicht nutzbaren hochaktiven Radionuklide nach der Wiederaufbereitung eingeschmolzen werden. Hey und wenn ich es noch genauer brauche, ruf ich mal meine Bekannte bei Siempelkamp an, die bauen die Dinger.
Aber Danke für die Aufklärung.